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Feinverzweigung entwickeln

 Hallo liebe Bonsaifreunde,

ganz herzlich willkommen im neuen Bonsai-Jahr :-)

Bisher war noch nicht viel zu tun. Werkzeuge wurden gereinigt und für den Einsatz vorbereitet auch hatten unsere Bäumchen sicherlich regelmässigen Besuch, um den Boden feucht zu halten, um ein wenig Ordnung zu schaffen und Pläne für 2023 zu schmieden ... was wird umgetopft, welche Form wird wie entwickelt usw.

So langsam gehts wieder los - je nach Klimazone. Bei uns in der Kurpfalz - bekanntlich ein Gebiet mit klassischem Weinbauklima - ist der Winterjasmin schon verblüht, die Forsythien-Bonsai stehen gerade in der Blüte und auch die frühen Prunus-Sorten zeigen erste Blüten und Blätter.

Es ist nun der richtige Zeitpunkt gekommen, um unsere Bäumchen, die sich aktuell noch ohne Blätter präsentieren, mal genauer an zu schauen. Denn wenn sie voll belaubt sind, erkennt man viele Details nicht und hat Mühe, weiter innen gelegene Stellen zu beurteilen.

Aber nun mal der Reihe nach:

Dieser Bergahorn hat schon einige Austriebe, ja er musste sogar bereits an einigen Stellen pinziert werden, weil ein drittes Blattpaar sichtbar wurde. Doch was ist für eine gute Feinverzweigung wichtig und wie erreicht man sie?

Dazu hat uns im Arbeitskreis Heidelberg am 2.Feb 23 unser AK-Leiter Jürgen Carocci ein paar wichtige Hinweise gegeben, die ich Euch weiter geben darf:

- Ihr Wachstum und damit die Feinverzweigung steuert die Pflanze durch Wachstumshormone. Mehr Information dazu findest Du hier: Hormonsystem der Pflanzen

- Grundsätzlich sind unsere  Bonsai apikaldominant, d.h. sie wachsen am stärksten an der Spitze. Sträucher sind basaldominant, d.h. sie wachsen stärker von unten her, erzeugen viele Basaltriebe aus dem Wurzelstock und treiben stärker in der Mitte. Das ist wichtig, wenn wir einen Strauch zum Bonsai entwickeln wollen, sonst schneidest Du an der falschen Stelle.

Laubbäume, Beispiel Ahorn:

Wenn beim Ahorn im Frühling das Blätterdach komplett ausgereift ist, bekommen die inneren Teile des Blattwerks wenig bis gar kein Licht mehr. Oftmals sterben sie einfach ab. Aber gerade diese Triebe brauchen wir für die Feinverzweigung. Die Rückknospung willst Du haben, um die typische Form des Ahorns zu entwickeln.

Also nimmst du von oben her ca. die Hälfte der Blätter ab, sobald die sie ausreift sind. Dabei bleiben die Stiele stehen. Das ist schonender für den Baum und schützt die darunter liegende Knospe in der Blattachsel. Später entfernst Du den vertrockneten Stiel.

Der Neuaustrieb wird dadurch kompakter und die Innenseite des Bäumchens bekommt mehr Licht. Auch schon deswegen (viel Licht bedeutet kleineres Blatt) wird die Feinverzweigung schöner. Der Baum möchte volle Sonne haben und nicht im Halbschatten darben. Im Hochsommer bei 35°C oder mehr wird er vielleicht schattiert werden müssen.
Grundsätzlich aber gilt: Viel Licht - die Blätter bleiben klein, die Blattstiele kurz. Es wird Dein Ziel sein, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Laubbestand an der Spitze deines Bonsai, in der Mitte und ganz unten zu schaffen. Frei nach dem Motto: "Oben bremsen, unten fördern". 

Dazu gehört auch, ihn regelmässig zu drehen, so dass nach und nach alle Seiten Licht bekommen.

Jürgen merkt noch an: "Bei Laubbäumen ist es wichtig, im Spätjahr bereits die 1. Knospe (Terminalknospe, ganz vorne/ oben) zu entfernen, damit der Baum im Frühjahr schlafende Knospen weiter hinten in Stammnähe öffnet. Geht aber nur, wenn in Stammnähe schlafende Knospen vorhanden sind."

Außerdem ist es wichtig, das Verhältnis zwischen Düngegaben und Feinverzweigung heraus zu finden. Mit zu viel Dünger - speziell mit anorganischem Dünger - bekommt man schnell ganz große Blätter mit überlangen Stielen. Also bitte ausprobieren und Erfahrungen sammeln. Persönlich bevorzuge ich organischen Dünger.

Nadelbäume 

Als Beispiel möge die klassische Schwarzkiefer oder auch die Pinus sylvestris dienen. Bei beiden Bonsaitypen kann Ende August der komplette diesjährige Austrieb entfernt werden. Empfohlen wird, vom nadellosen Stückchen Ast vor dem diesjährigen Austrieb noch so etwa 1/2 cm stehen zu lassen.

Wenn man dies Ende August tut, hat man den Vorteil, dass sich zwar neue Knospen ausbilden, dass sie aber nicht mehr austreiben. Das passiert erst im folgenden Jahr.

Bei der Rotkiefer und auch bei der japanischen Schwarzkiefer wird Mitte Juni geschnitten, damit im gleichen Jahr noch ein 2. Austrieb stattfindet. Funktioniert aber nur bei diesen beiden Sorten.

Bitte generell beachten:

Alle diese Maßnahmen funktionieren nur bei gesunden Bäumen die bereits im Vorjahr kräftig gedüngt wurden und ihren optimalen Standort hatten.


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