Direkt zum Hauptbereich

Bonsai und Moos - eine perfekte Kombination

Was gibt es schöneres, als einen weichen Moosteppich unter dem Bäumchen, der anmutige Polster bildet und dabei noch Wasser speichert?


Ein Bonsaiprofi sagt mir: "Japanische Meister empfinden den blanken Boden als unschön." Anmutiges Moos ist als Bedeckung ideal. Der Stammansatz bleibt frei - also nicht so, wie auf dem folgenden Foto zu sehen. Da wuchs das Moos schneller, als gedacht.


Welche der rund 16.000 Moosarten mag wohl optimal sein? Klar ist: Sternmoos und Lebermoos gehören sicherlich nicht dazu. Was wir als Moos kennen, kann ganz unterschiedlich ausschauen:


Wie kommt Moos unter den Baum?

Moos sammeln ist am einfachsten. Eine Spachtel reicht, um es z.B. von Steinen zu lösen. Das geht ganz leicht, denn Moos wird nicht über seine Haltewurzeln versorgt. Jeder Brösel kann verwendet werden, denn dieser muntere Überrlebenskünstler braucht viel Feuchtigkeit (≥ 80% sind optimal) und wenig Licht. Er wächst auf fast jedem Granulat und fast allen Oberflächen.


Damit das Moos noch besser anwächst, siebe ich aus Akadama den feinen Lehmstaub aus, der ohnehin nicht in die Schale gehört. Bevor ich das Moos auflege, verteile ich den Lehmstaub auf der Oberfläche. Dadurch wird der Feuchtigkeitsaustausch mit der Oberfläche verbessert, das Moos gedeiht üppiger und gibt überschüssiges Wasser an den Baum ab. Habe ich nicht genug Lehm, siebe ich Anzuchterde aus. Das funktioniert auch ganz gut.


Wer (noch) kein Moos hat, geht genau so vor. Auf der glatten Oberfläche mit Akadamastaub kommen ziemlich bald Moossporen an - und wachsen munter. Das kostet mehr Zeit und unterliegt dem Zufall. Du hast keinen Einfluß, welche Art von Moos sich unter deinem Bäumchen ansiedelt. Sammeln und vermehren von schönen, gesammelten Moosstückchen bietet sich also an.


Sternmoos - ein ständiger Begleiter

Sternmoos gilt ganz zu recht als höchst robust und ist omnipräsent. Es bildet einen Teppich weisser Blüten und wird von manchen Bonsaifreunden wie eine Unterpflanzung eingesetzt. Man sieht z.B. Pflanzen, bei denen das Sternmoos ganz kurz gehalten wird. Dazu wird es mit einer flachen Schere ständig zurück geschnitten. Solange es ausreichend feucht gehalten wird, überlebt es diese Prozedur und bildet einen dichten Teppich. 


Doch meist hört man die Empfehlung: "Nimm es weg!" Was ist denn nun richtig? Schadet das Sternmoos unseren Bäumen? 


Zunächst einmal: "Sternmoos" (Sagina subulata) ist gar kein Moos. Es gehört zu den Nelkengewächsen und wird z.B. als Rasenersatz angeboten oder als Zierde zwischen Trittsteinen. 

Es bildet einen dichten Wurzelteppich und lässt wenige andere Pflänzchen neben sich zu. Es kann zu Problemen beim Umtopfen führen, weil man mit den Wurzeln des Sternmooses auch feine Saugwurzeln seines Baumes ausreisst. Die Wurzelgeflechte sind kaum mehr zu trennen. Das ist auch ein Grund für die Empfehlung, es zu entfernen.


Es gibt auch sinnvolle Anwendungen für Sternmoos

Das dichte Wurzelwerk der Sagina subulata kann sich gelegentlich als nützlich erweisen. Ab und zu experimentiere ich mit Bäumen ohne Schale. Dieses Foto zeigt ein Bäumchen, das auf einer Sandsteinplatte steht und in eine Kugel von Sternmoos hinein gewachsen ist.


Die Mini-Nelke halte ich nach dem ersten Wachstumsschub mit einer flachen Schere ganz kurz. Wenn der Baum gut 
verwurzelt ist – meist nach einem Jahr – entferne ich das Sternmoos nach und nach. Das ist ein wenig knifflig, denn man muss auf die Saugwurzeln des Baumes achten. Die frei gemachten Stellen besetze ich mit vorbereiteten Mooskugeln. So ersetze ich schrittweise das Sternmoos durch schönes, kurzfädiges Moos.

Sternmoos bewährt sich als Lieferant für den stabilen Untergrund der zukünftigen Mooskugel, ganz ohne mechanische Hilfsmittel wie Drähte, Bast etc.

Nach zwei Jahren ist der letzte Rest von Sternmoos verschwunden. Dann lebt das Bäumchen in einer Mooskugel. Ab und zu versucht das Wurzelwerk des Sternmooses, einen neuen Trieb ans Licht zu bringen. Dieser wird vorsichtig entfernt.  Das Moos ist dann soweit zusammen gewachsen, dass es das Granulat ausreichend fest zusammen hält.



Kommentare

Besonders häufig gelesen

Der 5. Stamm

[Jürgen Carocci] Bei mir im Garten wächst seit vielen Jahren eine Feldulme, die regelmäßig Wurzelschösslinge produziert, die im nahen Umkreis der Ulme aus dem Boden wachsen. Viele dieser Schösslinge stehen an so ungünstigen Stellen, dass sie entfernt werden müssen. Da man ja als Bonsaianer Probleme damit hat, etwas Grünes weg zu werfen, sind viele dieser Schösslinge in Anzuchttöpfen gelandet.  < [Foto: Die fertige Ulme, jetzt mit fünf Stämmen] Aus vier dieser Schösslinge habe ich vor ein paar Jahren eine Gruppe zusammengepflanzt.  Die Idee dazu kam mir auf der täglichen Fahrt zur Arbeit, bei der ich an einem Mehrfachstamm vorbei komme.  Die fertige Gestaltung (oben) ähnelt ihrem Beispiel aus der Natur . Die meisten von Euch werden jetzt denken: „Vier Stämme?“ Richtig. Auch ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass 4 Stämme gar nicht gehen. Also muß ein 5. Stamm her. Wer schon einmal versucht, einen zusätzlichen Stamm nahe am Wurzelansatz der anderen Stämme einzupflanzen, weis um die

Gestaltung einer Eibe über 10 Jahre

Entwicklung einer Eibe: Lange Suche nach dem optimalen Winkel Diese Eibe fand im Jahr 2003 den Weg zu mir, nachdem sie aus einer Hecke entnommen wurde und sich dann 3 Jahre lang im Garten erholen durfte.   Es handelt sich um einen Taxus baccata der Sorte „Summergold“. Diese Sorte zeichnet sich dadurch aus, dass der Austrieb im Frühjahr gelb ist und sich erst im Laufe des Jahres nach und nach grün färbt.   Da der Baum nach dem erneuten Ausgraben aus dem Garten einen sehr kompakten Wurzelballen aufwies, konnte er direkt in einen Mika Pot gepflanzt werden.  Erster Eindruck:   Sicher gibt es Material das für die Bonsaigestaltung weitaus besser geeignet ist, aber dieser Herausforderung galt es sich zu stellen Ein Jahr später zeigte sich die Eibe im Austrieb unbeeindruckt davon, dass sie erst ein Jahr zuvor ausgegraben wurde. Daher begann ich erste Schnitt- und leichte Drahtmaßnahmen an ihr durchzuführen. Ebenso entstand in dieser Zeit der große Shari auf der Innenseite des Stammes, da hier

Granatapfel Punica granatum "Nana" - ein Baumportrait

Wer unter dem Stichwort “Granatapfel„ im Web auf die Suche geht, findet schier endlos viele Informationsangebote. Der Granatapfel heißt altdeutsch “Paradiesapfel„ - vielleicht ein Hinweis auf Adam und Eva? War der "Apfel der Erkenntnis" womöglich ein Granatapfel? Oder will der Name "Paradiesapfel" uns auf den paradiesisch süßen Geschmack hinweisen? In orientalischen Paradiesdarstellungen findet sich regelmässig der "Liebesapfel" zusammen mit anderen religiösen Symbolen, seine tiefrote Färbung wird auch "Engelsrot" genannt. Damit nicht genug, wurde die Frucht von der Medizin als ein "Fast-schon-Allheilmittel" erkannt, wozu es auch seriös erscheinende Studien und Berichte gibt, nur als Beispiel hier von NDR . Selbstverständlich gibt es auch Granatapfelsaft zu  kaufen, auch als Pillen zur Nahrungsergänzung ... was man halt so von einem Wunderapfel erwarten darf. Damit genug - wer möchte kann endlos recherchieren.