Direkt zum Hauptbereich

Was ist Stresslaub und wie wirst du es wieder los?

     

Stresslaub kommt am Wacholder vor und zwar bei den Arten mit schuppigem Laub, wie z.B. dem chinesischen Wacholder und seinen Varietäten.

Das sog. "Stresslaub" zeigt an, dass der Baum mit seinen Lebensbedingungen unzufrieden ist, dass er "Stress hat". Das Laub wird stachelig, ganz so wie z.B. bei einem Igelwacholder.

Als ich vor einem Jahr meinen chinesischen Wacholder mit unseren Workshop nahm, gingen die Meinungen etwas auseinander. Einige Bonsaifreunde rieten mir, das stachelige Laub zu entfernen - aber das hätte eine nahezu komplette "Rasur" erfordert. Das war mir dann doch zu invasiv. Andere meinten, das sei vielleicht doch ein Igelwacholder und daher ganz normal.

Danach hatte ich Gelegenheit, mit einem Bonsaiprofi zu sprechen, der diese Pflanzen aus deren Heimatland kennt. Seine Auskunft dazu (sinngemäss): "Wenn die Pflanzen aus Fernost importiert werden, bildet sich in unserem Klima fast immer dieses Stresslaub. Man kann das nicht verhindern, aber man kann entgegen wirken, indem man den Wacholder in der vollen Sonne aufstellt, feucht hält, aber nicht zu viel gießt und konsequent düngt. In dieser Zeit sollte man nicht zu viel gestalten. Lass deinen Baum einfach mal in Ruhe wachsen und pflege ihn weiter.".

Diesem Rat bin ich gefolgt. Das Ergebnis ist auf nebenstehendem Foto zu sehen (6-2022). Zwischen dem igeligen Laub zeigt sich überall das schuppige Laub des Juniperus chinensis.

Hier hilft offenbar: "Abwarten und Tee trinken". Weniger war mehr.

Noch ein Hinweis. Das stachelige Laub bildet sich nicht mehr zurück. Es bleibt igelig. Die jungen, schuppigen Triebe wachsen aus den Internodien, direkt am Ast. Wenn ausreichend schuppiges Laub vorhanden ist, werde ich schrittweise behutsam das Stachellaub wieder wegnehmen.

Was sagen die anerkannten Meister zu diesem Thema? Dazu ein Zitat aus www.bonsaiempire.de:

„Bei Schuppen-Wacholdern ist das Laub in jungem Alter in der Regel noch nadelförmig (sogenanntes Juvenil-Laub), erst später bildet sich das typische schuppige Laub aus. Nach starken Gestaltungseingriffen, Überwässern oder anderem Stress erscheint vorübergehend oft wieder nadelförmiges Laub und es kann ein paar Jahre dauern, bis wieder genügend normales Grün gewachsen und das Stresslaub komplett entfernt ist.“

Bis zum nächsten Mal - und viel Freude an Euren Bäumchen. 

Herzliche Grüße
Euer
Bonsai-Mike

Kommentare

Besonders häufig gelesen

Hitzealarm - was tun?

  Wenn das Thermometer über 30°C steigt, wird es auch für unsere Bonsai gefährlich. Das geschieht in den letzten Jahren immer häufiger, auch dauern die Hitzeperioden länger. Jeder von uns kennt die Meldungen zum Waldsterben und zu den Problemen, die wir überall in den Wäldern haben. Grundsätzlich stehen wir mit den Bonsai vor exakt den gleichen Herausforderungen. Allerdings bleiben uns mehr Optionen, um unsere Bäume vor Schäden zu schützen bzw. sie zu kurieren, wenn Schäden aufgetreten sind. Denn: Unsere Bäume brauchen die Sonne Es ist eine Binsenweisheit, dass Bonsai - fast immer - volles Sonnenlicht brauchen. Ansonsten bilden sich keine kleinen, sondern viel zu große Blätter. Es entsteht keine Feinverzweigung, wenn dein Baum im Schatten darbt. Die Blätter werden groß, die Triebe lang, ebenso die Knospenabstände. Außerdem braucht jede Pflanze Sonnenlicht für ihr Wachstum. Wie also mit dem "zu viel" umgehen? Dein Bonsai passt sich an Vielleicht ist dir schon aufgefallen, wie

Feinverzweigung entwickeln

 Hallo liebe Bonsaifreunde, ganz herzlich willkommen im neuen Bonsai-Jahr :-) Bisher war noch nicht viel zu tun. Werkzeuge wurden gereinigt und für den Einsatz vorbereitet auch hatten unsere Bäumchen sicherlich regelmässigen Besuch, um den Boden feucht zu halten, um ein wenig Ordnung zu schaffen und Pläne für 2023 zu schmieden ... was wird umgetopft, welche Form wird wie entwickelt usw. So langsam gehts wieder los - je nach Klimazone. Bei uns in der Kurpfalz - bekanntlich ein Gebiet mit klassischem Weinbauklima - ist der Winterjasmin schon verblüht, die Forsythien-Bonsai stehen gerade in der Blüte und auch die frühen Prunus-Sorten zeigen erste Blüten und Blätter. Es ist nun der richtige Zeitpunkt gekommen, um unsere Bäumchen, die sich aktuell noch ohne Blätter präsentieren, mal genauer an zu schauen. Denn wenn sie voll belaubt sind, erkennt man viele Details nicht und hat Mühe, weiter innen gelegene Stellen zu beurteilen. Aber nun mal der Reihe nach: Dieser Bergahorn hat schon einige

Buchsbaumzünsler - vorbeugen, statt zu leiden ...

Im zeitigen Frühjahr zeigen sich möglicherweise an deinen Buchsbäumchen zarte Gespinste. Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass die Eiablage des Buchsbaum -Schwärmers im vorausgegangenen Sommer erfolgreich war und die kleinen Würmchen  ausgeschlüpft sind. Sobald sie ein wenig gewachsen sind, haben sie schon genügend Kraft, um die Blättchen mit ihren Fäden zu verkleben. Dann sind sie deutlich schwieriger zu erkennen und zu beseitigen. Die meisten wölkchenartigen Gespinstflocken  haften jetzt noch nicht fest auf den Blättern und fliegen davon, wenn man sie anpustet oder abspritzt. Raupe des Buchsbaumzünslers Quelle: wikipedia.de Nun ist der Zeitpunkt gekommen, um mit wenig Aufwand die Entwicklung der gefräßigen Raupen zu verhindern. Es reicht meistens aus, die Schale ebenerdig abzudecken und mit einem kräftigen Wasserstrahl aus dem Gartenschlauch die Gespinste ab zu spritzen.  Dabei achtest Du darauf, dass die Gespinste nicht in den Garten zurück geraten.  Suche danach die ganze Pflanz