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Baumscheiben - selbst gemacht

Bericht über einige Versuche

Sieht man auf Ausstellungen oder im Web professionell hergestellte Baumscheiben zur Präsentation von Bonsai und Kusamono, dann schaut man ganz verwundert auf die Preisschilder. Da eine Baumscheibe von nur einer Größe für Präsentationen selten ausreicht, und man immer die falsche Größe vorrätig hat, geht der Spaß ganz schön ins Geld.


Der engagierte Bastler fragt sich: „Kann ich das nicht selbst machen?“ Kritisch fragt man sich vielleicht auch noch: „Sehen mir die professionell hergestellten Baumscheiben nicht doch wie ein Industrieprodukt aus? So wunderschön glatt poliert, so gleichmäßig, fast schon unnatürlich perfekt?“ Ein Produkt, das man für einen guten Preis verkaufen möchte, muss vielleicht so perfekt aussehen, damit es gekauft wird. Die Frage ist doch, was du möchtest? Mir stand jedenfalls der Sinn nach DIY. 


Und das war mein Programm:


1. Versuche mit unterschiedlichen Holzarten

2. Verschiedene Oberflächenbehandlungen ausprobieren. Wie verhält sich eine ganz glatte Holzstruktur? Wie gehe ich mit einem Weichholz um? Wie wird man damit fertig, dass verschiedene Oberflächen unterschiedlich saugfähig sind? Wie schützt man die Scheibe gegen austretendes Giesswasser?

3. Wie gelingt ein sauberer Schnitt, wenn nur eine Handsäge zur Verfügung steht?


1. Versuch: Haselnuss 


Eine mächtige Haselnuss musste weichen. Der Stamm mit etwas Wurzelwerk stand für mein Experiment zur Verfügung. Der Stamm wurde verkeilt, unterlegt und fixiert. Dann kam die Handsäge zum Einsatz … bei über 30°C Außentemperatur zugleich ein Fitnessprogramm.


Der erste Versuch mißlang. Beim zweiten Anlauf bekam ich eine Scheibe mit 30 cm Breite und 21 Höhe, die sogar einigermaßen gerade ausgefallen war. Das entspricht zugleich - in etwa - dem goldenen Schnitt. Einige Nacharbeit mit der groben und danach einer feineren Raspel ergab ein brauchbares Exemplar.



Nach etwas Recherche benutzte ich für den nächsten Anstrich eine Wachslasur. Zwei Anstriche waren nötig, dMit Holzleim besserte ich einige Risse aus, die teils im Holz vorhanden waren, teils beim Sägen entstanden. Das geht recht gut, wenn man etwas Geduld mitbringt und die Baumscheibe nach dem Auftrag des Holzleims 2, 3 mal mit einer Schnur „umreift“ und festbindet. Holzleim bindet unter Druck, d.h. wenn die Holzstücke verpresst werden. Auch das hat nicht sofort funktioniert. 

Danach wurde die Unterseite mehrfach mit einem Lack versiegelt. Die Oberseite sollte hell bleiben und bekam einen Anstrich mit Bootslack. Dieser Lack ist ja genau für solche Anforderungen gedacht. Er versickerte aber im Holz. Nur an wenigen Stellen waren Lackreste zu sehen. Die Baumrinde war vollständig erhalten und wurde mit einem dunklen Lack behandelt, der sehr ähnlich ausschaut, wie die Rinde.ann waren die offenen Poren gefüllt. Als letzter Anstrich kam der Bootslack zum Einsatz. Das Ergebnis ist hier zu sehen.


Bootslack verhindert auch, dass zu viel Wasser in die Holzscheibe einsickert, wenn einmal Gießwasser aus der Schale austritt - und du vergißt, es auf zu wischen. 


Außerdem ist ein weiterer Anstrich mit Bootslack kein Problem, wenn er mal erneuert werden soll. Einfach mit 250er Schleifpapier vorsichtig abschleifen und drüber lackieren.


2. Versuch: Birke



Von einer 20 Jahre alten Birke waren uns Teile des Stammes geblieben. Auch die Birke ist nach einigen Jahren der Lagerung eine Art Schwamm. Die Zellen trocknen aus und verlieren dadurch ihre Festigkeit. Das erleichtert zwar den Schnitt, macht aber die gleiche Prozedur nötig, wie beim 1. Versuch. Denn auch Birkenholz saugt enorme Mengen an Flüssigkeit auf, so dass auch hier der 1.Anstrich mit Wachslasur erfolgt.


3. Versuch: Rosenholz


Ein viele Jahre bei uns gewachsener Rosenbusch kränkelte seit Jahren. Er war durch alle Pflegeversuche schließlich doch nicht zu retten. Den Wurzelstock hatte ich im Frühsommer aufbewahrt. Jetzt sollte er meinen Versuchen dienen.


Rosenholz ist dicht und hart. Es lässt sich mit etwas Mühe schneiden, aber man braucht Kraft und Geduld. Dafür läuft die Säge sauber. Hat man einmal die Richtung gefunden, ist ein grader Schnitt problemlos.



So kamen zwei Scheiben zustande, die auch noch Tierfiguren erahnen lassen: Oben im Bild siehst du ein Krokodil, darunter einen Fisch, der sogar seine Zähne zeigt :-)

Das entschädigte für die Mühe.


Rosenholz benötigt keine Wachslasur. Seine Oberfläche ist glatt und fest. Zwei Anstriche mit Bootslack brachten ein akzeptables Ergebnis.


Eine dritte Scheibe wird’s auch noch geben, aber es wird nicht ganz einfach. Denn irgendein wildes Tier hat das Wurzelholz teilweise ausgeholt. Hier fiel schon beim Sägen jede Menge Sägemehl aus einem Leerraum. Vielleicht war genau dies auch das Problem unserer Rose. Und vielleicht - wer weis - kommt ein weiteres Tierbild dabei heraus.


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